Wenn man sich mit dem Thema Tiny House beschäftigt, dann kommt man fast nicht drum herum sich auch mit Minimalismus auseinanderzusetzen. Selbst wenn man das nicht aktiv tut. Sich für ein Tiny House zu entscheiden bedeutet sich damit zu beschäftigen, da man vor dem Einzug tendenziell eher mehr materiellen Besitz hat und reduzieren muss, damit alles in das neue Heim passt. Deswegen möchte ich hier von meiner Erfahrung mit dem Thema erzählen, da ich definitiv nicht zu denjenigen gehört habe, die direkt von Anfang angesagt haben “Jeah, alles muss weg. Minimalismus here we go!”.
Der erste Kontakt mit der Idee
Ich denke tatsächlich, dass ich mir vielleicht auch mit dem Thema etwas schwer getan habe, da es vor der Idee mit dem Tiny House aufkam. Jonas fand das Thema vorher schon spannend und versuchte mich der Idee anzunähern. Was bei mir ankam war grob gesagt: Du besitzt nur noch nützliche Dinge, alles andere kann eigentlich weg. Das heißt keine Erinnerungsstücke, nichts das “nur” Spaß macht, alles muss einen Nutzen und einen Sinn haben, um in deinem Besitz sein zu dürfen. Und dann erklärte er mir auch noch, dass ich mich dann besser fühlen würde, weil ich nicht mehr an so vielen Sachen hängen würde, freier wäre und mehr “leben” würde. Ich habe aber gerne Erinnerungsstücke und wenn ich in mein Regal schaute, stellte ich fest, dass es dann fast leer sein würde, wenn ich nur noch Nützliches darin hätte. Ich war also nicht so ganz überzeugt.
Mein Weg zum Minimalismus
Die Idee mit dem Tiny House und tiny leben kam dann irgendwie bei uns recht plötzlich und ich fand die Idee von Anfang an super. Es sah nämlich auch gar nicht so aus, als würde die Tiny House Bewohner auf irgendetwas verzichten müssen. Jeder hatte das Häuschen genau nach den eigenen Wünschen und Bedürfnissen gestaltet. Das sah für mich nicht nach Verzicht aus. Natürlich kann man nicht super viel besitzen, da das einfach nicht in das Haus passt, aber es fehlte auch an nichts. Ich konnte mir auch selber sehr gut vorstellen, was ich aussortieren könnte, was wegwerfen und was ich behalten wollte. Es kam mir überhaupt nicht schwierig vor. Und ja, es fühlte sich sogar gut an. Einfach weil die Dinge, für die ich mich entschied mir wirklich wichtig waren, alles andere konnte weg. Und dann verstand ich auf einmal was Minimalismus bedeutet.
Was Minimalismus bedeutet?
Es geht nicht darum sich standardmäßig auf Dinge zu reduzieren, sondern Minimalismus bedeutet am Ende für jeden den Fokus auf das Wesentliche, nicht um Verzicht. Diese essenziellen Dinge sind natürlich für jeden individuell. Das Wichtig dabei ist nur, dass man sich überlegt, was einem selbst wichtig ist. Es gibt Tiny Houses voller Bücher oder Pflanzen, manch einer entscheidet sich genau gegen diese Dinge, die “nur” Platz einnehmen. Als wir uns damit auseinandergesetzt haben, was wir in unserem Haus haben wollen, ging es einfach darum, was uns jeweils wichtig war. Deswegen haben wir eine Badewanne, eine große Küche, ein schönes großes Fenster neben dem Sofa und so weiter. Das sind für andere Dinge, auf die sie verzichten könnten und das ist ok so. Es gibt keine Standardanleitung dafür, was Minimalismus bedeuten muss. Am Ende ist es die Entscheidung von jedem selbst, was es genau sein soll und wie minimalistisch man sein eigenes tiny Leben gestalten möchte.
Ich hoffe, ich konnte dem ein oder anderen das Thema etwas näher bringen. Wir sind gespannt, was das Thema für euch bedeutet. Lasst uns gerne einen Kommentar da.
tiny Grüße,
Vroni
PS von Jonas: Ein paar interessante weitere Ressourcen zum Thema Minimalismus
Podcast von den Minimalists: Mein Start in das Thema und geht sehr in die Tiefe, aber auf Englisch
Dokumentation von den Minimalists: Sehr anschaulicher Überblick mit inspirierenden Beispielen. Auf Netflix und vielen anderen Kanälen. Englisch, aber deutsche Untertitel verfügbar
Essentialismus: Die konsequente Suche nach Weniger. Ein neuer Minimalismus erobert die Welt.Extrem gut geschriebenes Buch, habe es auf Englisch gelesen (Originalsprache), ist aber mittlerweile auch auf Deutsch verfügbar