Tiny House Anschlüsse - selbst gemacht!
Das Organisieren aller notwendigen Anschlüsse für den Tiny House Hausanschluss ist eine der schwierigeren Aufgaben, wenn man sich dafür keinen professionellen Bauleiter engagieren möchte. Auch wenn es ein Tiny Haus ist, so brauchst du trotzdem einen mehr oder weniger regulären Hausanschluss. Letztlich ist es ein Anschluss wie für ein Haus ohne Keller. Im Normalfall wirst du Anschlüsse an die folgenden Versorgungsnetze benötigen: Strom, Wasser, Abwasser, Telekom/Internet/Fernsehen und Gas, falls gewünscht.
Beim Bau eines regulären Hauses gibt es meist einen professionellen Bauleiter, der alle Bauarbeiten übersieht und sich auch mit dem Thema Hausanschluss auskennt. Beim Aufstellen eines Tiny Houses wird man sich aber wahrscheinlich keinen Bauleiter suchen. Denn für viele spielen die Kosten beim tiny leben auch eine entscheidende Rolle. So haben auch wir uns gegen einen Profi entschieden und sind das Thema Hausanschluss im Tiny House alleine angegangen. In diesem Beitrag berichte ich von unseren Erfahrungen beim Aufstellen und Anschließen unseres Tiny Houses. Wir haben viele Dinge vorher nicht gewusst, vielleicht kann dir also unser Artikel helfen, dass du unsere Fehler nicht wiederholen musst. Wir sind nicht vom Fach und dies ist keine rechtlich bindende Beratung, sondern nur eine Schilderung unserer Erfahrungen 😉. Die Vorgaben und Rahmenbedingungen eures Projekts werden sich sicher von unseren unterscheiden, daher informiert euch bitte auf jeden Fall beim zuständigen Bauamt und den zuständigen Behörden.Letzt

Ein Zwischenstand unserer Tiefbauarbeiten, als wir unsere Abwasserleitungen und Leerrohre gerade eingesandet, aber den Graben noch nicht wieder eingefüllt hatten.
Welche Anschlüsse brauche ich eigentlich?
Ein Tiny House Hausanschluss unterscheidet sich ein wenig von dem Anschluss eines regulären Hauses. Wenn du ganz regulär im Tiny House wohnen möchtest, wirst du um einen Anschluss an Strom, Wasser und Abwasser kaum vorbei kommen. In unserem Beitrag zur Stromautarkie erläutern wir, warum man in Deutschland wahrscheinlich nicht nur mit Solarstrom auskommen kann.
Auch beim Wasser wird man nicht ausschließlich mit Regenwasser arbeiten können. Die Dachfläche ist klein und der Regen in Deutschland außerdem sehr unbeständig. Unter Umständen ist das Bohren eines eigenen Brunnens möglich, aber das ist nicht überall erlaubt oder möglich.
Beim Anschluss an das öffentliche Abwasser besteht in den meisten Gemeinden ein Anschlusszwang, der von den Gemeinden auch durchgesetzt wird. In Einzelfällen kann eine eigene Kläranlage möglich sein. Der Aufwand und die Kosten stehen hier aber meist nicht wirklich im Verhältnis. Wenn ihr mit eurem Grundstück ganz weit weg vom öffentlichen Kanal seid, könnte es eventuell Sinn ergeben. Die meisten sind aber sicher besser beraten, das eigene Tiny House regulär ans Abwasser anzuschließen.
Gas und Telekom sind optional. Wir haben uns gegen Gas im Tiny House entschieden und man kann die Versorgung mit Gas auch per Gasflaschen sicherstellen, was aber eher für sehr mobile Tiny Houses interessant ist. Wer einen regulären Anschluss an Telefon, Fernsehen und Internet möchte, sollte auch hier den Anschluss erwägen.
Unser eigenes Tiny House ‘Shallot’ haben wir an Strom, Wasser, Abwasser (nur Schmutzwasser, die getrennte Regenwasserabführung ist aufgrund der wenigen versiegelten Flächen nicht nötig) und das Telekomnetz angeschlossen.

Der erste Spatenstich unserer Tiefbauarbeiten für unseren Tiny House Hausannschluss ist getan. Unser Nachbar Lutz steuert den Mini-Bagger.
Erschlossenes, teilerschlossenes oder nicht erschlossenes Grundstück?
Ein wichtiger Aspekt bei der Frage nach euren Tiny House Anschlüssen ist, ob das Grundstück bereits erschlossen ist oder nicht. Wenn es noch nicht oder nur teilweise erschlossen ist, müssen noch Verbindungen von den öffentlichen Leitungen unter der Straße bis zu eurem Grundstück gelegt werden. Dies darf nur durch von der Gemeinde ausgewählte Unternehmen durchgeführt werden. Dies kann nicht im Winter stattfinden und ist ziemlich teuer. In unserem Beitrag zur Suche und zum Pachten eines Stellplatzes für euer Tiny House gehen wir auf diesen Aspekt noch einmal gesondert ein. Aber kurz gesagt: Sucht euch ein voll erschlossenes Grundstück, wenn ihr es irgendwie einrichten könnt. Unser Grundstück war voll erschlossen, wir mussten uns also nur um unsere privaten Leitungen kümmern.
Tiefbauarbeiten für Tiny House Hausanschluss
Der größte Aufwand beim Herstellen unserer Anschlüsse waren mit Abstand die Tiefbauarbeiten. Hierfür haben wir verschiedene Tiefbauunternehmen kontaktiert. Nur ein einziges hat sich auf unsere Anfrage zurückgemeldet. Also haben wir ein Treffen mit Vertretern der Stadtwerke (Stromversorger), der Wasserversorgung der Gemeinde, eines Wasserinstallateurs und des Tiefbauunternehmens an unserem Grundstück getroffen. Unsere Hoffnung war, dass wir den Tiefbau für alle Anschlüsse direkt gesammelt von einem Unternehmen abwickeln lassen können.
An diesem Termin haben wir einige Details für unseren Revisionsschacht für das Abwasser und den Übergabeschacht für den Wasseranschluss, in dem der Wasserzähler installiert wird, erfahren. Und falls ihr euch fragt: “Kann man diese nicht einfach in einem Schacht kombinieren?” Nein, dies ist nicht möglich, wir haben gefragt 😉. In einem Haus mit Keller wären diese beiden Schächte nicht notwendig. Da unser Tiny House aber leider ohne Keller auskommen muss, gibt es also zwei Schächte.
Überraschend teure Erdarbeiten
Grundsätzlich gilt, dass ihr die Leitungen auf eurem Grundstück so gestalten könnt, wir ihr möchtet. Wenn ihr nun aber ein professionelles Tiefbauunternehmen engagiert, müssen sich diese an gewisse DIN Baunormen halten. Diese sollen eine standardisierte Qualität sicherstellen und Pfusch auf dem Bau verhindern. Soweit logisch, nachvollziehbar und sinnvoll, da sind wir uns sicher einig. Als wir dann aber das Angebot des Tiefbauers erhalten haben, ist uns die Kinnlade heruntergefallen. Nur für das Graben, den Revisionsschacht für das Abwasser und die zugehörigen Abwasserleitungen bis zum Haus waren 12.000€ veranschlagt (!!!).

Unten in der Mitte sieht man das freigelegte Abwasserrohr. In der Mitte ist außerdem der Anschluss an den Regenwasserkanal sichtbar, aber da wir kein Regenwasser ableiten müssen, setzen wir hier keinen weiteren Schacht.
Zu beachten ist, dass unser Anschluss an das Abwasser auf 2,70m Tiefe liegt. Also wollte der Tiefbauer auch einen 2,70m tiefen Schacht direkt an der Grundstücksgrenze setzen, in dem man wahrscheinlich einen Atomkrieg überleben könnte. Wenn man nun aber direkt am gepflasterten Gehweg bis auf 2,70m graben muss, muss man natürlich auch verhindern, dass der Gehweg während des Arbeitens abrutscht. Der Tiefbauer bestand außerdem darauf, dass der Graben für unsere Leitungen (Wasser, Abwasser, Strom, Internet) 1,30m tief sein muss. Interessanterweise muss ein Graben ab einer Tiefe von 1,25m über die gesamte Länge abgestützt sein (DIN 4124). Eine Tiefe von 1,30m ist für Frostsicherheit der Leitungen vollkommen unnötig, eine Tiefe von 1,00m wäre in unserer Gegend vollkommen ausreichend. Das Abstützen lässt man sich aber natürlich auch extra bezahlen.
Selbst ist der Mann (und die Frau natürlich),
wir machen unsere Erdarbeiten selbst!
Das war uns zu teuer, also haben wir uns mal bei den Nachbarn in der Gegend umgeschaut. Bei einem Haus ist mir aufgefallen, dass der Revisionsschacht nicht direkt vorne am Gehweg steht. Dieser ist mit ca. 3,00m Abstand zur Grundstücksgrenze platziert. Das hat mich neugierig gemacht und ich habe den Nachbarn im Rentenalter, der gerade auf seiner Terrasse saß, einfach direkt angesprochen. Ich habe ihn ein wenig zu seinen Anschlüssen und Schächten ausgefragt und von unserem Angebot erzählt. Da stellte sich heraus, dass er (wir nennen ihn ihn jetzt der Einfachheit halber Lutz) das Haus und all seine Anschlüsse selbst gebaut hatte. Da habe ich unsere Chance gewittert und einfach ganz direkt gefragt, ob er uns bei unseren Anschlüssen helfen würde. Ohne zu zögern sagte er zu. Seine Frau meinte fröhlich, dass das super für ihn sei, dann hätte er auch einmal wieder etwas zu tun. 😅
WICHTIG:
Entwässerungsantrag stellen, bevor man mit dem Graben anfängt!!
Ja, auch für den Anschluss an das Abwassernetz muss man in Deutschland einen eigenen Antrag stellen. Macht nicht den gleichen Fehler wie wir: Stellt euren Entwässerungsantrag direkt nach Erhalt eurer Baugenehmigung. So smart waren wir leider nicht gewesen… Dieser Antrag ist zwar eher eine Formalie, damit die Gemeinde den genauen Verlauf der Leitungen im Grundstück kennt und Empfehlungen zu den verwendeten Materialien geben kann, aber das wussten wir zu diesem Zeitpunkt natürlich nicht. Eins wurde uns zu spät klar: Ohne diesen Antrag erhält man keinen Wasserzähler. Wir hatten uns vorher einfach nicht ausreichend informiert. Wir haben erst von diesem Antrag erfahren, als wir uns erkundigt haben, was nötig ist, dass uns das Wasser angestellt wird. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir bereits alle Leitungen im Grundstück verlegt, was laut Entwässerungsantrag offiziell unzulässig ist.
Der zuständige Mitarbeiter im Bauamt war dann natürlich genau für zwei Wochen im Urlaub. Dies bedeutete für uns zwei Wochen quälende Ungewissheit. Wir hatten Sorge, dass wir beim Verlegen einen Fehler gemacht haben, der bedeuten würde, dass wir alle Leitungen noch einmal ausgraben und neu verlegen müssen. Zwar mussten wir unsere Abwasserleitungen letztlich sowieso noch einmal ausgraben, aber dazu komme ich in einem anderen Beitrag noch. 😉
Die Planung der Tiefbauarbeiten beginnt
Gemeinsam mit Lutz haben wir direkt mit der Planung unserer Anschlüsse begonnen, als der Bauantrag genehmigt war. Lutz hat einen Anhänger von einem Bekannten organisiert, um die Einzelteile unseres Revisionsschachts vom Betonwerk abzuholen. Zum Abladen am Grundstück haben wir ein paar Freunde mobilisiert. Mit vereinter Kraft haben wir die 300kg schweren Betonringe unbeschadet abgeladen.

Mit insgesamt fünf paar Händen haben wir es geschafft, unsere drei Schachtringe unbeschadet vom Anhänger abzuladen. Danke nochmal an Sandra und Max, die mit angefasst haben. 😁
Lutz hat mir die Mindestgröße des Mini-Baggers genannt, den wir benötigen würden, um unseren Tiny House Hausanschluss herzustellen. Auf eBay Kleinanzeigen habe ich direkt einige private Verleiher von Baumaschinen gefunden, die ihre Geräte wesentlich günstiger anbieten, als Firmen wie Boels oder HKL. Ich fand einen netten Anbieter (im Raum Bamberg kann ich Mathias sehr empfehlen), bei dem wir für 120€ pro Tag einen passenden Bagger mieten konnten. Für 30€ bot er sogar Lieferung und Abholung direkt am Grundstück an. Einen Wackerstampfer zum Verdichten des Bodens hatte er sogar auch noch im Angebot. Perfekt! Außerdem bestellte ich bei einem lokalen Unternehmen noch 5 Tonnen Sand, den wir zum Einsanden der Leitungen benötigen würden.
Jetzt wird gebaggert!
Im Juli war es dann soweit! Der Bagger stand bereit und mit Lutz am Steuer des Baggers und mir als Minion mit der Schaufel ging es los. Zur Sicherheit hatten wir noch ein paar Baustellenzäune gemietet, damit uns niemand in die Baugrube fällt. Die genaue Position unserer Anschlüsse im Grundstück hatten wir in Form von Einmessskizzen vom Bauamt erhalten. Mit diesen Maßen bewaffnet begannen wir unsere Suche nach Abwasser, Wasser, Strom und dem Kabelring der Telekom. Mit dem tiefsten Loch starteten wir, aber sogar auf 2,70m Tiefe wurden wir erstaunlich schnell fündig und legten nach wenigen Stunden unser Abwasserrohr frei. Mit einigen Adaptern und Übergängen ging es von dort mit einem DN110 KG Rohr weiter. Wahrscheinlich wäre DN125 oder sogar DN160 besser gewesen, aber wir wollten sparen und waren der Überzeugung, dass DN110 für ein einzelnes Tiny House reichen muss. Das tut es bisher auch wunderbar (Stand nach vier Monaten). 😉
Hier seht ihr unseren Höhenplan bzw. Schnittplan unserer Abwasserleitungen. Diesen Plan habe ich für den Entwässerungsantrag erstellt. Ich habe diesen mit dem kostenlosen Tool draw.io erstellt.
Tiny House Revisionsschacht für Abwasser
Um keinen 2,70m tiefen Schacht setzen zu müssen, verlegten wir den ersten Teil des Rohres in einem 45° Grad Winkel aufsteigend. Bei einer Tiefe von ca. 1,50m setzten wir unseren Revisionsschacht über das horizontal eingebaute Putzstück, durch das man später Zugang zur Leitung hat. Wir haben uns für einen einfachen Schacht ohne Boden entschieden, da dieser einfacher zu setzen und günstiger ist. Dadurch ist unser Schachtbauwerk selbst zwar nicht dicht, aber die Leitung ist über die ganze Länge dicht. Da man für die Dichtheit der eigenen Leitungen selbst verantwortlich ist und Lutz diese Lösung bei seinem eigenen Haus auch gewählt hat, haben wir uns für diese Lösung entschieden. Erkundigt euch aber besser beim zuständigen Bauamt, wenn ihr euch sicher sein wollt. Wir haben uns auf Lutz Erfahrung verlassen.
So setzen wir unseren Revisionsschacht, bestehend aus zwei DN1000 Ringen mit je 50cm Höhe und dem abschließenden Konus, der sich nach oben verjüngt und mit einem Betondeckel verschlossen wird. Unser Mini-Bagger kam beim Heben und Bewegen der Schachtteile sehr an seine Grenzen, aber mit Hilfe von ein paar Hilfsbalken aus Holz und einigen Schlingen wuchten wir die Einzelteile aufeinander. Wir haben bei unseren Schachtteilen vergessen die Variante mit integrierten Steigeisen zu kaufen. So ist es jetzt etwas schwieriger in den Schacht und wieder heraus zu kommen. Kauft einfach die Schachtteile mit Steigeisen, diese kosten nur unweigerlich mehr. Lernt aus unseren Fehlern. 😅
Der gemietete Minibagger kommt an seine Grenzen, als wir die 300kg schweren Betonringe unseres Abwasserschachts aufeinanderstapeln.
Tiny House Wasseranschluss und Wasserschacht
Sehr früh treten wir schon mit der Wasserversorgung in Hallstadt in Kontakt und bekommen die notwendigen Informationen hinsichtlich des Wasserzählerschachts. In diesem wird die öffentliche Leitung offiziell übergeben. Hierfür werden mittlerweile nur noch Plastikschächte verwendet, in denen ein elektrischer Wasserzähler wohnt, der sogar digital und von Ferne abgelesen werden kann.
Als wir dann endlich das OK der Gemeinde bekommen, sagten wir der Wasserversorgung Bescheid und diese bestellten unseren Zählerschacht. Als wir ihn dann ein paar Wochen einbauen wollten, war dieser zwar noch nicht geliefert gewesen, aber die unkomplizierten Kollegen haben uns kurzerhand einen Schacht von einem anderen Kunden zur Verfügung gestellt, der diesen vorerst noch nicht benötigt hat.
Nachdem wir unseren Revisionsschacht final positioniert haben, kommen zwei freundliche Mitarbeiter der Wasserversorgung vorbei und schließen unseren neuen Wasserzählerschacht für uns an. Diesen haben wir direkt neben unserem Revisionsschacht platziert, damit wir keine weiteren tiefen Löcher ausheben müssen. So können wir direkt in einem Rutsch auch die Wasserleitung vom Zählerschacht zum Haus verlegen, wenn der Graben schon einmal offen ist. Wir haben zwar noch keinen Wasserzähler, aber dieser wird auch erst ganz am Ende installiert, wenn auch unser Abwasserantrag genehmigt und unsere Wasserinstallationen im Haus abgenommen sind.

Unser Revisionsschacht für das Abwasser und der Wasserzählerschacht werden eingegraben. Der Wasserzählerschacht aus Plastik wird im Anschluss passend abgeschnitten. Beide Schächte werden abschließend mit massiven Deckeln verschlossen, damit diese sogar befahrbar sind.
Das Tiny House braucht einen Wasserfilter
Als wir später einen Wasserinstallateur engagieren, um den Anschluss endgültig fertigzustellen, klärt uns dieser darüber auf, dass wir auf jeden Fall einen Wasserfilter benötigen. Im Tiny House ist dafür natürlich kein Platz vorgesehen, also planen wir einen Übergabepunkt nahe der Stelle, wo die Wasserleitung an unser Haus angeschlossen wird. Praktischerweise können wir dort auch direkt eine weitere Abnahmestelle für Gartenwasser einplanen.
Hier mussten wir wieder einmal etwas kreativ sein und mit dem Wasserinstallateur planen wir eine Konstruktion aus zwei senkrechten Metallkonsolen, die wir auf einer 8cm dicken Gehwegplatte befestigen. Diese war bei Vronis Eltern übrig und lag gerade bei uns auf dem Grundstück herum. Dort kommen Wasserfilter, der Abzweig zum Haus und der Hahn für das Gartenwasser zusammen. Das Tiny House wird mit einem massiven Panzerschlauch angeschlossen, damit die Leitung etwas flexibel bleibt. Eine starre Leitung wollten wir nicht, da unser Haus ja doch nicht 100% unbeweglich ist, wie es ein reguläres Haus wäre. Die Leitungen für das Gartenwasser verlegen wir erst einmal nicht, da wir dieses im Winter vorerst nicht benötigen. Ein Projekt nach dem anderen.

Unser Wasserfilter mit Rückspülfunktion, als wir das Wasser zum ersten mal angeschaltet haben. Im Hintergrund sieht man den Panzerschlauch, mit dem unser Haus angeschlossen ist.
Nun fragt ihr euch sicherlich: Wird das ganze nicht im Winter einfach einfrieren? In diesem Zustand würde es sicherlich einfrieren. Also müssen noch eine Rohrheizung und Isolierung angebracht werden, um dies zu verhindern. Die Heizung besteht aus einem langen Heizkabel, das direkt auf der Leitung angebracht wird. Beides zusammen wird dann noch mit einer Isolierung umhüllt, um das Heizen möglichst effizient zu nutzen. Die Heizung hat einen Fühler, der automatisch aktiviert wird, sobald die Temperatur an der Leitung unter 5°C fällt.
Der Profi verlegt also das Heizkabel und die benötigte Isolierung bis auf eine Tiefe von ca. 1,00m unter der Erde, da dieser Bereich in unserer Gegend als frostsicher anzusehen ist. Nun sind unser Wasseranschluss und Wasserfilter auf jeden Fall wunderschön verpackt und bereit für den Winter. Leider sind diese den Elementen noch immer direkt ausgesetzt und so richtig dekorativ ist das ja auch alles nicht.

Unsere “Hundehütte” im Bau. Hier lasiere ich das bisher unbehandelte Holz.
Unsere Lösung? Einfach eine kleine Hütte außen herum bauen. An einem freien Wochenende im Oktober mache ich mich also ans Werk. Von unserem Gartenhaus und anderen Projekten war noch einiges Holz übrig und das wird für das Projekt verwendet. Den Untergrund lege ich mit Pflastersteinen aus, um eine einigermaßen ebene Basis herzustellen. Darauf baue ich Stück für Stück eine Holzkonstruktion auf, die sich möglichst genau an unser Haus anschmiegt. Das kleine Dach decke ich am Ende mit Streifen aus Dachpappe und das Haus bekommt noch einen Anstrich mit Lasur. Dieser mische ich die gleichen Pigmente bei, die wir auch für unser Tiny House verwendet haben, um den Look ein wenig anzugleichen

Das fertige Super-Tiny House kann sich sehen lassen, oder? Wir taufen es spaßeshalber unsere “Hundehütte”.
An der Innenseite bringen wir noch eine Lage 40mm Styropordämmung an, um das Heizen möglichst effizient zu gestalten. Das Anbringen der Dämmung wäre vor der Fertigstellung zwar wesentlich einfacher gewesen, aber so haben wir noch Spaß mit unserem kniffligen 3D Puzzle 😅. Die Lücken und Spalten in meiner Konstruktion dichte ich bestmöglich mit einem Dichtmittel für den Außenbereich ab. Jetzt ist unser Wasseranschluss wirklich bereit für den Winter! Aus Neugier platzieren wir einen der drei Funksender unseres Thermometers in der Hundehütte und siehe da, darin ist konsistent einige Grad wärmer, als draußen. Mission also erfolgreich abgeschlossen. Auch bei -8°C Außentemperatur ist unser Wasser bisher nicht eingefroren (Stand Dezember 2021).
Systemtrenner für den Wasseranschluss im Tiny House?
Anfangs hieß es auch noch, dass wir einen Systemtrenner im Tiny House benötigen würden, weil unser Haus ja beweglich sei. Sowohl der Wasserwart der Gemeinde Hallstadt, als auch der Wasserinstallateur haben dies zu Beginn angemerkt. Diese sind z.B. bei ortsveränderlichen Anlagen vorgeschrieben, um den Rückfluss von Wasser in die öffentliche Wasserversorgung zu verhindern. Auf Volksfesten oder Baustellen ist die Gefahr besonders hoch, daher muss dort ein Systemtrenner installiert werden. Ein reguläres Wohnhaus benötigt keinen Systemtrenner, daher wollten wir das nicht einfach so akzeptieren. So habe ich das Bauamt kontaktiert, um den Sachverhalt zu klären.
Mein Argument war, dass wir eine reguläre Genehmigung haben und die Mobilität unseres Tiny House bisher noch nirgendwo einen relevanten Unterschied gemacht habe, daher sehe ich die Verpflichtung zu einem Systemtrenner bei uns nicht gegeben. Der Kollege im Bauamt hat mir dabei zugestimmt, also können wir uns diese zusätzlichen Kosten sparen. Dies ist wieder einmal ein Beispiel, dass man sich beim Thema Tiny House selbst um die Klärung vieler Fragen kümmern muss und nicht einfach alles akzeptieren kann, was einem erzählt wird. Seid kritisch, fragt nach und lasst euch nicht abspeisen! 😉
Tiny House Stromanschluss und Stromkasten
Stück für Stück graben wir so unsere verschiedenen Anschlüsse für unseren Tiny House Hausanschluss aus. Die Stadtwerke geben uns bei einem Besuch vor Ort genaue Anweisungen, was für ein Loch wir für den Stromkasten vorbereiten müssen und wie wir die Hauptleitung freilegen sollen. Diese verläuft innerhalb unseres Grundstücks mit ca. 1,00m Abstand zum Gehweg. Beim Graben für den Revisionsschacht sind wir natürlich auch bereits auf die Stromleitung gestoßen und haben dann um diese herum arbeiten müssen.
Wir haben beschlossen, dass wir unseren Stromkasten an den Rand unseres Grundstücks stellen möchten. Wir wollten diesen aber auch nicht zu weit weg von den anderen Schächten platzieren, damit wir alle Leitungen im gleichen Graben zum Haus hin verlegen können. Letztlich legen wir drei 63mm Lehrrohre in unseren Graben, wobei eines für Strom, eines für Internet und ein weiteres für etwaige Bedarfe in der Zukunft gedacht ist.

Unser neuer Stromkasten hat alle Kabel und Lehrrohre installiert und nun kann ich das Erdreich mit dem geliehenen Vibrationsstampfer verdichten.
Die eigentlichen Stromkabel verlegen wir mit dem Elektriker zusammen, nachdem die Stadtwerke den Stromkasten gesetzt haben. Wir entschließen uns außerdem unseren (ersten) Sicherungskasten in unser zukünftiges Gartenhaus zu hängen, damit wir dort bereits Sicherungen und Hauptschalter platzieren und das Gartenhaus direkt mit Strom versorgen können. Außerdem überlegen wir in Zukunft noch eine Photovoltaikanlage auf dem Dach zu installieren und dann könnten die Leitungen von dort auch direkt in das Gartenhaus gelegt werden. So sparen wir uns den zusätzlichen Platz im Tiny House und kommen dort nur mit den kleinen Sicherungen aus, die die Stromanschlüsse im Haus selbst betreffen.
Tiny House Internetanschluss
Hinsichtlich des Anschlusses für Telefon und Internet hatten wir eine etwas holprige Planungsphase. Normalerweise wird der Übergabepunkt des Netzbetreibers (Telekom in unserem Fall) im Keller bzw. dem Hauswirtschaftsraum installiert, wenn man ein reguläres Haus hat. In Ermangelung von beidem mussten wir kreativ werden und hatten die Idee, dass wir den Übergabepunkt einfach mit in den Stromkasten legen könnten.
Einige Anrufe bei der Telekom und den Stadtwerken führte zu unschlüssigen Ergebnissen. Für die einen sei es kein Problem den Anschluss in den Stromkasten zu legen, andere hielten dies für unmöglich. Nach längerem hin und her hatten wir endlich einen festen Ansprechpartner bei der Telekom, der uns zusagte, dass unser Plan umsetzbar sei.
Als unser Stromkasten dann endlich steht und auch der vergrabene Kabelring der Telekom freigelegt war, bestellten wir den Techniker der Telekom. Dieser kam überraschend zeitnah und schloss die öffentliche Leitung im Stromkasten an und unser Elektriker verlegte von dort aus unser Telefonkabel bis zum Haus. Das hat am Ende alles ganz wunderbar geklappt und unser DSL Anschluss war einsatzbereit, bevor wir überhaupt Strom am Grundstück hatten. Die erste Einrichtung unseres Routers habe ich allerdings noch mit einem Verlängerungskabel von den Nachbarn und neben dem Stromkasten sitzend vorgenommen.
Jetzt sind alle Anschlüsse fertig!
Jetzt sind alle Anschlüsse fertiggestellt und als unser Entwässerungsantrag angenommen und unser Wasserzähler gesetzt waren, konnten wir endlich einziehen. Genau wie dieser Beitrag war auch die gesamte Organisation sehr umfangreich. 😅
Passenderweise fiel unser Einzug genau mit unserer Hochzeit zusammen. Als frisch vermähltes Ehepaar sind wir offiziell in unsere eigenes Tiny House eingezogen. Das war im September 2021 und jetzt leben wir seit vier Monaten offiziell in unseren eigenen vier Tiny Wänden. Fertig sind wir natürlich noch nicht, sondern es gibt noch viel zu tun. Gerade sind wir mit dem Bau unserer überdachten Terrasse beschäftigt (ein Link zu unserem Bericht dazu folgt). Diese wollen wir schnellstmöglich fertigstellen. Bisher muss man mit den nassen Sachen und dreckigen Schuhen immer direkt ins Tiny House, weil wir keinerlei Überdachung an unserer Haustür haben. Auch das Wäschewaschen muss immer bei gutem Wetter passieren, damit wir unsere Wäsche draußen trocknen können. Mit der Terrasse können wir all diese Probleme lösen. Wir halten euch auf jeden Fall auch über dieses Projekt auf dem Laufenden. 😉

Unsere standesamtliche Hochzeit feiern wir bereits in Hallstadt und unser Sektempfang findet vor unserem jetzt einzugsbereiten Tiny House statt. 👰🏼💐🤵🏼
Wir hoffen, dass dieser Beitrag hilfreich für dich ist. Wir selbst haben noch keine Erfahrungen von anderen Tiny House Bewohnern finden können, die sich im Detail mit ihrem Tiny House Hausanschluss beschäftigen. Wenn du also Fragen hast, hinterlasse uns gerne einen Kommentar unter diesem Beitrag und wir werden auf jeden Fall versuchen, dir zu helfen!
tiny Grüße, frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr
Vroni & Jonas

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Ein sehr interessanter Artikel mit vielen tollen Infos. Ich denke das ihr da eine Menge Arbeit und Liebe reingesteckt habt. Eine Frage habe ich jedoch, ihr habt jetzt einen festen Wasseranschluss, aber kann es nicht auch sinnvoll sein, wenn man mit dem Tiny Haus ständig unterwegs ist, einfach einen Wassertank mit Filter einzubauen?
Hey Orlando,
Ja, wir haben einen festen Wasseranschluss. Ein ständiges Reisen mit einem Tiny House können wir nicht empfehlen, da ist man mit einem regulären Wohnanhänger bzw. Wohnwagen besser bedient. Unsere Häuser sind mobil, aber das Bewegen sollte eher die Ausnahme sein.
tiny Grüße
Jonas
Vielen Dank für den interessanten Artikel! Was hat euch der ganze Hausanschluss denn gekostet?
Hey Maren,
das ist leider nicht ganz so einfach, da wir hier auch wieder viel selbst gemacht haben. Mit all der Eigenleistung würde ich insgesamt mal auf ca. 6 000€ schätzen und das wäre dann Strom, Wasser und Abwasser.
Je nach Kosten für Tiefbau, Material, Bereitstellung und so weiter kann es aber natürlich auch ganz anders ausfallen.
tiny Grüße
Jonas
Nein, net im Ernst “Lach”… war eben auf der Suche nach einem Tiny House und beim letzten Bild musste lachen.
… Ich habe eure Hochzeit fotografiert, falls ich euch noch erinnern könnt. Das ist ein lustiger Zufall.
Herzliche Grüße
Heike
Ach ja, schön von dir zu hören. Freut uns, dass du dich auch für das Thema interessierst.
Melde dich gerne bei uns! 🙂
tiny Grüße
Jonas