Wie energieeffizient sind Tiny Houses?

Der vermeintlich kleine ökologische Fußabdruck von Tiny Houses ist eine der größten Stärken. Weniger Raum zu beheizen und beleuchten bedeuten weniger Strom, was besser für die Umwelt ist - so die Logik. Ganz so einfach ist die Sache leider nicht. In diesem Beitrag wollen wir genauer auf die Effizienz von Tiny Häusern eingehen.

Die Energieeinsparverordnung

In Deutschland braucht man einen Energieausweis, der zeigt, dass man die Energieeinsparverordnung (EnEV) einhält. Was hat es aber damit auf sich? Das ist bei dem ganzen Thema mit energieeffizienten Tiny Houses noch nicht eindeutig. Die Bewegung ist noch in den Kinderschuhen und es gibt wenig offizielle und vor allem eindeutige Vorgaben. Grundsätzlich stellt die EnEV eine EU-Richtlinie dar, die dazu beitragen soll, dass wir unsere Klimaziele erreichen und am Ende quasi einen klimaneutralen Gebäudebestand aufweisen können. Das heißt, es wird darauf geschaut wie gut Häuser gedämmt sind und was für Materialien verbaut wurden.

Die EnEV und das Tiny House

Gerade wenn man ein Tiny House auf einem Anhänger baut,  muss man ans Gewicht denken. Auch die maximale Höhe und Breite des Hauses sind vorgegeben, wenn man das Haus problemlos transportieren will. Je dicker die Wände und das Dach sind, desto weniger Platz bleibt im Innenraum. Wir haben uns natürlich Gedanken gemacht, wie man dieses Problem lösen kann und wo der “sweet spot” liegt, bei dem die Wände noch nicht zu massiv, aber für einen Energieausweis ausreichend dick sind. Wir haben die Lösung gefunden und es ist möglich das Tiny House entsprechend der Vorgaben anzupassen. Vollkommen klar ist, dass die EnEV idealerweise eingehalten werden sollte.  Eine ganz andere Frage ist jedoch, wie sinnvoll ist das für ein so kleines Haus?

Energieeffiziente Tiny Houses?

Hier kommen wir noch einmal auf den anfangs genannten Punkt zu sprechen.  Tiny House bieten weniger Raum und benötigen deswegen weniger Heizleistung und damit auch weniger Strom. Nur die Berechnung der EnEV beruht auf dem Energieverbrauch im Verhältnis zur Grundfläche in m², nicht auf dem Energieverbrauch pro Bewohner. Das heißt die Größe des Hauses spielt am Ende eine zu vernachlässigende Rolle und ist damit sogar nachteilig für kleinere Gebäude.Bei unseren Recherchen zu unserem eigenen Tiny House sind wir auf diese hoch interessante Studie gestoßen. Hier geht es um den Ansatz, dass der Energieverbrauch nicht pro m² sondern pro Person und Jahr gerechnet werden sollte. Wenn man diese Werte vergleicht, sieht man ganz eindeutig, dass das Leben in einem Tiny House (in der Studie als <25m² definiert) deutlich energieeffizienter ist, selbst wenn die EnEV nicht eingehalten wird.

Was die Zukunft bringt

Wir können also gespannt sein, was die Zukunft bringen wird. Ich denke der Ansatz dieser Studie klingt sehr vernünftig, alleine auch schon deswegen, weil das Wohnen auf kleinerem Raum nicht nur einen geringeren Energieverbrauch mit sich bringt. Zwei Personen, die ein 150m² Haus bewohnen, mögen zwar die EnEV erfüllen, aber energieeffizient ist das sicher nicht. Wohnraum ist knapp und die Lösung muss kein Tiny House sein, aber alleine ein kleineres Haus wäre schon einmal ein Anfang.

 

Falls ihr Anregungen oder Infos zu diesem spannenden Thema habt, freuen wir uns über eure Meinungen und Kommentare.

Bis dahin, verbreitet die Studie und vielleicht hilft sie dem ein oder anderen ja auch dabei eine Bauantrag genehmigt zu bekommen.

tiny Grüße,

Jonas und Vroni

9 Gedanken zu „Wie energieeffizient sind Tiny Houses?“

  1. Thorsten Berger

    Ja, wie nun? Haben Eure Tiny Houses nun einen Wärmeschutznachweis nach Energieeinsparverordnung oder nicht?
    Sind sie baugenehmigungsfähig oder nicht?
    Dieses Drumherum-Gerede von fast allen Tiny House Herstellern ist ja nicht mehr zum aushalten.

    1. Hallo Thorsten,

      danke für deine Frage. Das Thema ist leider nicht ganz so pauschal zu beantworten, deswegen versuche ich den Sachverhalt einmal genauer zu beschreiben.
      Unser Haus, das wir selbst gebaut haben, erfüllt die Energieeinsparverordnung nicht. Da in Bayern Häuser unter 75m³ bauantragsbefreit sind, haben wir uns gegen die dickeren Wände entschieden, die für einen Wärmeschutznachweis notwendig wären. Gleiches wird sicher auch für einen Großteil der anderen Häuser gelten, die unser Hersteller Eco Tiny House gebaut hat. Die genaue Rechtslage ist bei Tiny Houses noch nicht 100% klar, deswegen gibt es wahrscheinlich all dieses Drumherum-Gerede.

      Wenn es allerdings nötig ist, dass die Energieeinsparverordnung erfüllt wird, kann das entsprechende Haus auch entsprechend der Verordnung geplant und gebaut werden.

      Hilft dir diese Antwort weiter?

      tiny Grüße
      Jonas

      1. Alexander Finke

        Hallo Jonas,

        wie wird das Haus geheizt?
        Wie ist die Isolierung im Sommer?
        Ich kenne nur dienstliche „Blechkisten“ (Überseecontainer), die im Sommer eine Klimaanlage und im Winter eine strombetriebene Heizung hatten.

        Wieviel kWh rechnet ihr für den Betrieb des Hauses?

        Grüß Alex

        1. Hey Alex,

          danke für deine Nachricht und dein Interesse. ?

          Unsere Häuser haben standardmäßig eine elektrische Fußbodenheizung installiert. Ich habe zum ganzen Thema Heizung auch schon einen gesonderten Artikel geschrieben. Diesen findest du hier: https://www.tinyleben.de/heizung-im-tiny-house-vergleich/

          Die Isolierung besteht aus 10cm Mineralwolle im Boden, den Wänden und dem Dach. Im Sommer heizt sich das Haus natürlich auf. Im Vergleich mit einem regulären Haus hat ein Tiny House eine geringere Speichermasse, es heizt sich also tendenziell schneller auf. Der große Vorteil der geringeren Speichermasse ist aber auch, dass man das Haus sehr schnell wieder abgekühlt bekommt, wenn man lüftet. Die vielen Fenster erlauben zusätzlich einen guten Durchzug.
          Wir sind erst im September vollständig eingezogen, daher kann ich noch keine Erfahrungen über die Situation im Hochsommer teilen. Wir haben auch keine Klimaanlage eingebaut, sondern haben uns für einen Deckenventilator entschieden.

          Auch beim Stromverbrauch kann ich dir noch keine genaue Aussage geben, da wir ja erst vier Monate hier wohnen. Bisher haben wir 1450 kWh verbraucht, hauptsächlich aber natürlich im Winter. Der größte Verbraucher ist dabei sicher die Heizung, allerdings haben wir auch einen Induktionsherd mit 7kW Leistung und auch der Boiler funktioniert mit Strom. Außerdem arbeiten wir zu zweit aus dem Homeoffice. Als ganz grobe Schätzung würde ich jetzt mal mit 3000 kWh im Jahr rechnen, aber genauer kann ich das natürlich erst im September sagen, wenn wir dann einmal ein ganzes Jahr hier gewohnt haben. ?

          Insgesamt sind Tiny Houses nicht die nachhaltigste Möglichkeit zu wohnen, wenn es einem um Stromverbrauch geht. Eine Wohnung in einem modernen Mehrparteienhaus ist wesentlich energieeffizienter, wenn man nur ein oder zwei Außenwände hat.

          Beantwortet das deine Fragen hinreichend?

          Ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen. Ich wünsche noch ein schönes Wochenende und bleib gesund
          Jonas

          1. Zur Heizung kann ich euch eine Luft/Luft Wärmepumpe empfehlen. Damit benötigt ihr nur 25 % des Stroms im Vergleich zu einer elektrischen FBH oder Infrarotheizung.

  2. Gerade beim stöbern bin ich auf eure Seite gestoßen. Vielen Dank für das Verlinken meiner Studie! Ich hoffe sie hilft dem einen oder anderen ein wenig Licht in das Dunkel zu bringen. Im letzten Kleiner Wohnen Magazin habe ich ebenfalls einen Artikel geschrieben expliziert zur Genehmigungsfähigkeit und dem GEG (hat die EnEV abgelöst).

    Wir bauen aktuell Tiny Homes nach GEG und mit Wärmeschutznachweis für den Bauantrag. Leider führt das zu starken Wändstarken und ist daher nichts für 3,5 t. Solltet ihr Hilfe benötigen bei der Planung oder einen Wärmeschutznachweis benötigen, könnt ihr euch gerne an mich wenden.

    Beste Grüße, Aurèle Haupt

    1. Hey Aurèle,

      danke für deine netten Kommentare. 🙂

      Wir kommen auf jeden Fall auf dich zu, falls wir Fragen zu dem Thema haben.

      tiny Grüße
      Jonas

  3. Hi Jonas,
    ihr hat eine Veranda gebaut, die die Gesamtgröße des Gebäudes erheblich vergrößert. Musstet ihr dafür eine Genehmigung einholen? Wenn nicht, ist es vielleicht sinnvoll, auch Klappplatten herzustellen, um die Dicke der Wärmedämmschicht zu erhöhen? Oder man kann eine gesteppte dicke Decke um das Haus herum machen, die zerknittert werden kann, um die Größe des Hauses beim Messen zu verringern. Bei einem so kleinen Haus können eventuelle Zusatzarbeiten bereits vor Ort erledigt werden, zudem lässt es sich leicht demontieren.
    Auf eine gute Art und Weise ist es natürlich notwendig, das Gesetz so zu ändern, dass die Fläche des Hauses entlang des inneren Umfangs berücksichtigt wird. Und es stellt sich heraus, dass die Behörden einerseits Energie sparen wollen und andererseits dazu beitragen, die Dicke der Wände zu reduzieren.

    1. Hey Alexander,

      danke für deinen Kommentar. Für unsere überdachte Terrasse benötigen wir keine Genehmigung, da diese bei Größen von unter 30m² und einer Tiefe von maximal 3m bei uns antragsbefreit sind.

      Das Anbringen von zusätzlicher Dämmung außen ist eine interessante Idee. Hierfür müsste man sich natürlich ein gutes System überlegen, wie die Dämmung für den Transport abgenommen und nach dem Aufstellen wieder angebracht werden kann.

      Bei den Behörden stimmen wir dir voll zu, aber ich glaube das Problem ist gerade vor allem, dass Tiny Houses bisher noch nicht vom Gesetzgeber als eigenes Konzept berücksichtigt werden. Bei normalen Häusern geht es ja sowie um die wirkliche Grundfläche und weniger um das Volumen.

      tiny Grüße
      Jonas

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Weitere Beiträge

vroni

Wie energieeffizient sind Tiny Houses?

Der vermeintlich kleine ökologische Fußabdruck von Tiny Houses ist eine der größten Stärken. Weniger Raum zu beheizen und beleuchten bedeuten weniger Strom, was besser für die Umwelt ist – so die Logik. Ganz so einfach ist die Sache leider nicht. In diesem Beitrag wollen wir genauer auf die Effizienz von Tiny Häusern eingehen.

Weiterlesen »
Ein Schild vor einem Gebäude zeigt den Schriftzug Landratsamt
jonas

Tiny House Bauantrag #2 – Landratsamt

Sobald der Tiny House Bauantrag im Stadtrat genehmigt worden ist, wird dieser für weitere Prüfungen an das Landratsamt weitergeleitet. Hier berichten wir von unseren Erfahrungen mit dem dem Landratsamt Bamberg und was du bei deinem Antrag beachten solltest. Unsere Learnings: Beachte den Bebauungsplan genau und bleib beim Amt am Ball.

Weiterlesen »
Münzen und Banknoten vor einer grauen Geldkassette
jonas

Tiny House Kosten – Was kommt auf mich zu?

Bei den Tiny House Kosten denkt man erst einmal an die Anschaffung, aber es gibt noch weitere Komponenten, die zu beachten sind. Grundstück, Anträge und Versicherung sind einige Punkte, die zu den Gesamtkosten beitragen. In unserem Beitrag gehen wir genauer auf diese ein.

Weiterlesen »